"Das Vogelnest"
Stille!
Ein Nest,
ein richtiges Vogelnest!
Und sieh:
Drei hellblaue Eier darin
mit gelbbraunen Punkten.
Stille, ganz stille,
dass die Vogelmutter nicht bange wird,
die eben über die Hecke schwirrt.
Ach, gibt das ein Leben,
wenn die drei Jungen die Schnäbelchen heben
und zwitschern in den blauen Tag,
was ihr kleines Kehlchen wohl zwitschern mag!
Gedicht: Albert Sergel
Zeichnung: Eva Hinze
Quelle: "Reime, Gedichte, Geschichten für den Kindergarten"
3. Auflage, Ausgabe 1969 Volk und Wissen Volkseigener Verlag Berlin
Die Amseln verlassen nun das Nest. Ihre Federn sind lang und ihre Flügel stark genug um hinaus in die Welt zu fliegen. Amselmama und Amselpapa haben in 24 Tagen so viel Futter herbei geschafft und die Kleinen gewärmt, dass sie bereits jetzt alleine in ihr Amselleben starten können. Die Amselkinder werden noch eine Weile in der Nähe des Nestes bleiben und von den Eltern das Futter suchen lernen. Sie werden von Tag zu Tag besser Fliegen können und noch größer werden. Eines Tages wird sich jede der fünf Amseln auch einen Partner suchen. Dann singt irgendwo ein Amselmännchen sein betörendes Lied auf einem Dach um ein Weibchen anzulocken und sich mit ihm zu paaren. Ein Amselweibchen wird irgendwo ein kleines Nest aus Gras und Stöckchen für die Jungen bauen und fünf kleine Eier hinein legen. Auch diese Amselbabys werden schlüpfen, wachsen und flügge werden. So ist der Lauf der Natur und alles schließt sich in einem ewigen Kreis des Lebens.
Es ist der 29. Tag der Amselnestbeobachtung. Die kleinen haben nun ein dichtes Federkleid und die kleinen Flügelchen werden immer kräftiger. Die Augen sind geöffnet und sehen un sehr gut. Nähert
sich etwas anderes als die Amseleltern dem Nest gehen die Kleinen schnell in Deckung. Nur wenn es Futter gibt recken sich die Amselkinder nun so hoch sie können und shen dabei fast schon so groß
aus wie die Alttiere.
Kommt der Amselmann mit frischen Würmchen angeflogen machen die kleinen Amseln ganz lange Hälse um den besten Wurm zu erhaschen. Das ist ein gedrängel und gerangel im Nest. Und nie ist genug für
alle da.
Die Amselfrau schützt die Jungen noch immer vor Wind und Wetter, da deren federkleid noch nicht so dicht ist. Sie sollen ja nicht frieren. Nur wenn Fütterungszeit ist, muss sie die Kleinen
alleine lassen. Wenn die Mutter auf dem Nest sitzt drängeln die kleinen Amseln unter ihrem Bauch hervor um die kleinen Köpfe aus dem Nest zu strecken. Manchmal sieht es ganz schön unbequem aus
wie die Amselfrau sitzt.
Noch haben die Amselkinder keine Scheu wenn sich jemand dem Nest nähert. Ihre Augen sehen wohl noch nicht besonders gut. Ausruhen und Fressen ist jetzt wichtig, denn bald werden die jungen Amseln
flügge und brauchen dann viel Kraft zum Fliegen lernen.
Immerzu sperren die Amseln ihre Schnäbel auf. Und unermüdlich fliegen Mama- und Papaamsel umher, um das viele Futter heran zu holen. Die Haut der kleinen Amseln wird nun immer dunkler, weil sich
die Federn bilden. Auch die Augen haben sich geöffnet.
Immer größer und kräftiger werden nun die kleinen Amseln. An den Flügeln bilden sich die Schwungfedern, mit denen die Kleinen bald das Fliegen lernen werden. Man sieht deutlich die kleinen Federkiele. Auch die Augen werden nun deutlich sichtbar und manchmal blinzelt schon ein Amseljunges um einen kurzen Blick in seine Umgebung zu wagen. Das kleine Schutzhäutchen, was noch vor ein paar Tagen die dünnen Augenlieder geschützt hatte, hat sich zurück gebildet. Und auch die Vogelohren kann man an der Seite des Kopfes als kleines Loch erkennen, solange die Jungen noch kein dichtes Federkleid haben.
Der Amselmann holt fleißig frische Würmchen herbei um die hungrigen Schnäbel zu stopfen. Er sammelt so lange bis er keinen weiteren Wurm mehr in seinen Schnabel bekommt. Das Futter verteilt er so
gut er kann gerecht an seine Amselkinder. Doch manch eine kleine Amsel sucht dabei in der falschen Richtung die nahrhafte Quelle.
Schon am frühen Morgen fliegen die Amseln um die Kleinen zu füttern. Der Amselmann hilft bei der Aufzucht der Jungen und fliegt den ganzen Tag umher um Würmer für Amselkinder und Amselmama zu suchen. Beide sitzen oft auf dem Rand des Nestes und stopfen frische Regenwürmer in die weit aufgerissenen Schnäbelchen. Beide Amseln kann man gut daran unterscheiden, dass das Weibchen ein braunes und das Männchen ein tief schwarzes Gefieder hat.
An den kleinen Amselküken sind jetzt schon ganz genau die kleinen Flügel, die Augen und die Federansätze unter der noch durchsichtigen Haut zu erkennen. Die Amseln sind noch so nackig dass man
sogar die Wirbelsäule ein wenig erkennen kann. Das ist der dunkle Strich auf dem Rücken. Bald wird die Haut von den ersten Flaumfedern bedeckt sein, dann muss die Amselmama die kleinen nicht mehr
so intensiv wärmen.
Tag und Nacht, hat die Amsel ihre fünf Eier bebrütet. Nach 14 Tagen Brutzeit sind die kleinen Amseln am Sonntag aus den winzigen Eiern geschlüpft. Die Amselmama behütet die Kleinen wenn es am Morgen und am Abend frisch wird. Dann sitzt sie wie in der Brutzeit schützend auf dem Nest.
Wenn die Sonne hoch am Himmel steht und die kleinen gut gewärmt werden, fliegt sie aus um Würmchen für die hungrigen Vögelchen zu sammeln, die ihre gelben Schnäbel nun weit aufreißen.
Nackt und blind kuscheln sich die winzigen Amselkinder aneinander und warten auf viel Futter, um schnell zu wachsen. Nur wer seinen Schnabel weit genug aufsperrt und genügend Würmchen frisst, wird bald groß und stark genug sein um das Nest zu verlassen und das Fliegen zu lernen.
Nach nunmehr 5 Tagen hat die Amsel das fünfte und damit letzte Ei gelegt. Nun ist das Gelege komplett und die Amsel beginnt mit dem Brüten. Sie wird das Nest nun nur noch sehr selten zur Futtersuche verlassen. Und nach ungefähr zwei Wochen werden die kleinen Amseln aus den Eiern schlüpfen. Die Amsel ist in zwischen sehr gut an uns menschliche Balkonbesucher gewöhnt und hat keine Angst vor uns. Ich konnte sie deshalb aus nächster Nähe fotografieren. Nun heißt es warten, warten, warten.
Schon am frühen Morgen saß die Amselmama heute auf dem Nest. Immer seltener flog sie nun aus und brütete fast den ganzen Tag. Nur am Nachmittag begab sie sich auf Futtersuche, und wir konnten vorsichtig in ihr Nest schauen. Da lag es nun, das vierte Ei. Bald darauf war sie wieder da. Es hatte zu regnen begonnen und ein Gewitter zog auf. Die Amsel duckte sich in ihr Nest und blieb pitschnass auf diesem sitzen. Die Blumen um sie herum waren ein wenig Windschutz. Ganz klein hatte sie sich gemacht, um es ein wenig kuschelig zu haben bei diesem ungemütlichen Wetter. Sie würde gut auf ihre Eier aufpassen und sie schön warm halten.
Die Amselmutter war wieder lange fort.
Jetzt wussten wir jedoch, dass sie ganz bestimmt wiederkommen und noch ein Ei legen würde.
Und siehe da. Gegen Mittag saß sie auf ihrem Nest.
Wieder hatte sie den Schnabel leicht geöffnet und sah mich nun, durch die Fensterscheibe lange an.
Ab und an stand sie auf und schaute unter ihren Bauch um sich gleich darauf wieder zu setzen. Einige male drehte sie sich noch hin und her und zwitscherte ein paar mal ein kleines Lied.
Nach zwei Stunden der Eierlegearbeit flatterte sie davon.
Am späten Nachmittag kehrte die Amselfrau noch einmal zu ihren Eiern zurück, setzte sich auf das Nest und brütete eine Weile. Doch auch an diesem Abend war sie wieder
ausgeflogen.
Wird sie noch weitere Eier legen? Fünf an der Zahl könnten es werden. Wir werden sehen.
Wo war sie nur geblieben, die Amselmutter?
Ob ihr etwas zugestoßen war?
Noch immer lag das Ei am Morgen einsam und verlassen im Nest. Die Amsel schien die ganze Nacht fort gewesen zu sein und war noch immer nicht zurück gekehrt.
War sie so lange auf Futtersuche um sich auf die lange Zeit des Brütens vorzubereiten?
Am Nachmittag saß sie nun plötzlich wieder in ihrem Nest. Wie froh wir waren, dass sie zurück gekommen war. Hätten wir doch gedacht, dass sie das Nest verlassen oder gar aufgegeben hat, weil zu
viele Menschen in der Nähe waren.
Sie sah angestrengt aus, wie sie so auf dem Nest saß. Mit leicht geöffnetem Schnabel und fast unbewegt weilte sie nun auf ihrer Brutstätte.
Als sie nach einer Weile davon flog, lag da ein zweites Ei im Nest. Nun hatte das erste Ei ein Geschwisterchen bekommen.
1. Lange ist die Amsel umher geflogen, um Nistmaterial zu suchen. Doch nach nur einem einzigen Tag war das Nest fertig und nun kuschelig genug für die kleinen blaugrünen Eier, die die Amselmama in den nächsten Tagen in das Nest legen wird. Am Vormittag saß sie ganz still und konzentriert auf ihrem Nest. Hatte sich ganz hinein geduckt und das erste Ei gelegt. Dann war sie ausgeflogen, wohl um sich von der Anstrengung des Eierlegens zu erholen und Futter zu suchen. Einsam lag das kleine blaugrüne Ei in dem Nest und wartete wohl schon auf seine Geschwister. Bis zum Abend war die Amsel nicht mehr zurück gekommen. Sie hatte sich wohl in einem Strauch einen Schlafplatz gesucht.
Eines Abends hat das Amselmännchen auf dem Dachfirst sein Lied gesungen und damit um ein Amselweibchen geworben, das ihm und den gemeinsamen Amselkindern ein schönes Nest bauen sollte. Die schönsten Lieder hatte es gezwitschert und nicht eher geruht, bevor sich eine Amselfrau zu ihm niedergelassen hatte.
Nun war es für das Amselweibchen an der Zeit einen Nistplatz zu suchen und aus Stöckchen, Gras und Lehm ein kuscheliges Nest zu bauen. In den wenigen Sträuchern der Stadt waren schon alle Nistplätze belegt. Deshalb beschloss die Amsel, das Nest in unseren Blumenkasten zu bauen, nachdem es vergeblich versucht hatte, dieses in den kleinen Blumentopf zu setzen. Wieder und wieder flog es nun aus um Nistmaterial für das Nest zu holen.
Dann setzte es sich in die kleine Erdmulde und begann den Nestboden fest zu trampeln. Dabei drehte es sich im Kreis herum und wackelte lustig mit dem Kopf und den Schwanzfedern. Wir stehen hinter der Scheibe der Balkontür und sind ganz leise, während wir die Amsel bei ihrem Nestbau beobachten.
Wenn wir ihr nicht zu nahe kamen, hatte sie gar keine Angst vor uns. Weil die Arbeit schwer und mühsam war, gönnte sich die Amseldame hin und wieder ein Würmchen zur Stärkung. Und bereits am Abend, war ein kuschelig weiches Nest entstanden. Gute Nacht kleine Amsel. Träum schön in deinem neuen Nest.
Eine merkwürdige Entdeckung
1. Ganz und gar verschmutzt ist der Balkon. Da hat doch jemand im Roseneimerchen gewühlt und das Moss stibitzt. Ist hier vielleicht ein Sturm entlang gefegt? Eigentlich unmöglich. Denn in den letzten Tagen war nur schönes, sonniges Wetter. Auch im Blumenkasten fehlt Erde, die nun auf dem Boden liegt. Welcher kleine Frechdachs sich da wohl zu schaffen gemacht hat?